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Jürgen Krogmann

Er ist Oberbürgermeister
und Präsident


Er weiß aus erster Hand wo der Schuh drückt und überhaupt brennt ihm das Thema Bürokratieabbau unter seinen Nägeln. Er ist Oberbürgermeister von Oldenburg und Präsident. Wir sprachen mit Jürgen Krogmann über die aktuelle Weltlage, seine Stadt Oldenburg und über die Städtetage in Niedersachsen.




Jürgen Krogmann I Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg und Präsident der Niedersächsischen Städtetags I Foto: Assanimoghaddam und Mittwollen



Weserwirtschaftsforum: Guten Tag Herr Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Sie sind seit über einem Jahrzehnt Oberbürgermeister von Oldenburg – welche Bilanz ziehen Sie persönlich nach dieser Zeit, und wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihre Amtszeit bis 2026?


Jürgen Krogmann: Großes geleistet haben wir als Stadt beispielsweise bei der Aufnahme von Geflüchteten. Mit heute etwa 23.000 Menschen hat sich der Ausländeranteil in Oldenburg in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt – und das vergleichsweise geräuschlos. Das liegt zum einen an der ausgeprägten Willkommenskultur der Oldenburgerinnen und Oldenburger, aber auch an unserer professionellen Struktur. Deutlich vorangekommen sind wir bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum. Und das ist wichtig, denn Oldenburg bleibt eine wachsende Stadt: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Einwohnenden bei uns um mehr als 14.000 erhöht. Zudem biegen wir bei großen Bauprojekten auf die Zielgerade ein: Unser neues Stadtmuseum wird im März 2026 eröffnet. Unser neues Sport- und Gesundheitsbad
am Flötenteich – auch wenn es bis dahin ein beschwerlicher Weg ist – soll im Sommer nächsten Jahres folgen. Den Bau eines neuen modernen und
zukunftsfähigen Fußballstadions haben wir angeschoben – Ziel ist es, Planung und Bau bis zum Frühsommer kommenden Jahres in eine Hand zu vergeben. Besonders freut mich auch, dass wir zahlreiche Investitionen im Bildungsbereich realisiert haben. Ein Meilenstein war der Ausbau der städtischen Schul-IT mit rund
25 Millionen Euro oder auch der Ganztagsausbau der Grundschulen. 17 Grundschulen in Oldenburg bieten inzwischen Ganztagsunterricht an. Auch der Kita-Bereich gehört dazu: Seit 2011 wurden bei uns rund 1.700 neue Krippenplätze und 750 Kindergartenplätze zusätzlich geschaffen. Im Bereich Katastrophenschutz und Krisenarbeit sind wir ebenfalls gut aufgestellt: Ob Flüchtlingsströme, Corona, Ukraine-Krieg, Gasmangellage oder Hochwasser – all diese Herausforderungen haben wir mit großen Anstrengungen im Team gemeistert. Da bin ich sehr stolz auf meine Mitarbeitenden und die Oldenburgerinnen und Oldenburger. Es gibt aber auch weiterhin viel zu tun, kleine und große Themen werden uns auch über den Herbst 2026 hinaus beschäftigen. Gesundheit und Teilhabe sind ein hohes Gut: Wir werden alle älter und müssen aufpassen, dass wir jede und jeden mitnehmen und Fragen von der Altersvorsorge bis zur Pflege mitdenken. Wir haben den Anspruch, als Stadt klimaneutral zu werden – und das besser heute als morgen. Da spielen Themen wie Bauen, Infrastruktur und Mobilität eine zentrale Rolle. Natürlich müssen wir dabei auch die Finanzen im Blick behalten und beides miteinander vereinbaren. Auch die Digitalisierung der Verwaltung ist kein Zukunftsthema mehr, sie umfasst alle Bereiche und ist omnipräsent. Auch hier gilt es, am Ball zu bleiben. Die Stadt steht eben nie still.

Weserwirtschaftsforum: Überall wird das Geld knapp, auch für die Städte. Wie gehen Sie mit knappen Ressourcen und Haushalten um?


Jürgen Krogmann: Das ist natürlich auch bei uns in Oldenburg ein großes Thema. Preise für Bauprojekte steigen und steigen, die Kalkulation von gestern ist heute schon überholt. Auch wir stehen aktuell vor einer herausfordernden Finanzlage und
mussten zum Defizitausgleich auf unsere in guten Jahren gebildete Überschussrücklage zurückgreifen. Dennoch können wir auf Basis der Haushaltsplanung in diesem Jahr rund 117 Millionen Euro investieren – eine
Rekordsumme für unsere Stadt.

Wir haben eine vergleichsweise starke Steuerkraft und eine sehr stabile Wirtschaft. Für mich ist, was die Finanzlage angeht, das Glas also eher halbvoll als halbleer. Ich bin ein Freund davon, die Stadt weiterzuentwickeln und zu gestalten und sinnvoll zu investieren. Schwerpunkte sehe ich weiterhin bei den Schulen, den Bädern und Sportstätten, dem Wohnungsbau auf dem Fliegerhorst sowie bei den Bereichen Kultur und Klimaschutz. Auch der Einstieg in den kommunalen Wohnungsbau ist für uns als Stadt wichtig, um noch mehr Menschen bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Wir müssen aber darüber hinaus noch mehr tun: Nämlich den Menschen das Leben hier vor Ort lebenswert und Oldenburg noch attraktiver und wettbewerbsfähiger machen – mit entsprechenden Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen.


Weserwirtschaftsforum: Wir leben in Zeiten des Wandels und wenn man sich die aktuelle Weltlage betrachtet in unruhigen Zeiten. Wie gehen Sie als
Oberbürgermeister mit den Ängsten und Sorgen der Menschen in Oldenburg um?


Jürgen Krogmann: Es stimmt, wir leben wirklich in beunruhigenden Zeiten und hangeln uns gefühlt von Krise zu Krise. Am Rande von Terminen, bei der Sprechstunde im Rathaus, per E-Mail oder als Kommentare auf Social Media erreichen mich nahezu täglich Nachrichten von Bürgerinnen und Bürgern – und ja, häufig auch mit Sorgen oder Ängsten behaftet. Teils auch mit Wünschen oder besonderen Erwartungshaltungen. Es fällt schon auf, dass im Vergleich zu vor zehn Jahren ein genereller Vertrauensverlust in der Gesellschaft vorherrscht. Das zeigt sich leider auch im Verhältnis zur Verwaltung und Politik. Aber in meiner Amtszeit als Oberbürgermeister habe ich von Beginn an den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern gesucht, Vereine, Initiativen und Stadtteile angesprochen und nachgefragt: Was ist Ihnen wichtig? Wie sehen Sie die Zukunft Oldenburgs? Zuhören und Sorgen und Ängste ernstnehmen, ist wichtig. Nur wenn wir als gesamte Verwaltung den Menschen zeigen, dass ihre Belange wichtig sind und wir ein offenes Ohr haben, erhalten wir das nötige Vertrauen. Deshalb gibt es in Oldenburg zum Beispiel viele Beteiligungsformate zu unterschiedlichsten Projekten und Themen, den digitalen „Stadtverbesserer“ für kleinere und größere Mängelmeldungen oder unser ServiceCenter, das dank seines großen Wissensschatzes telefonisch mit Rat und Tat zur Seite steht und besonders im Krisenmodus eine zentrale Rolle spielt. Auch wenn wir aus verschiedenen Gründen nicht alle Sorgen oder Ängste nehmen können, auch mal unterschiedlicher Ansicht sind, versuchen wir dennoch, immer da
Bestmögliche für unsere Stadt herauszuholen. Ich bin als Oberbürgermeister kein Einzelkämpfer – und das will ich auch nicht sein.

Weserwirtschaftsforum: Sie sind auch Präsident und zwar Präsident des Niedersächsischen Städtetags und vertreten die Interessen der Kommunen auf Landesebene. Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf in der
Zusammenarbeit zwischen Land und Städten und wie bringen Sie dabei speziell die Perspektive Oldenburgs ein?


Jürgen Krogmann: Der Niedersächsische Städtetag ist die Dachorganisation von Städten und Gemeinden in unserem Bundesland, in der wir die Interessen von 123 Städten und Gemeinden mit rund 4,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern vertreten – also mehr als die Hälfte der Niedersachsen. Hauptadressat unserer Arbeit sind die Landesregierung und der Landtag. Wir werden bei Gesetzesvorhaben gehört, bringen uns aber auch in zahlreichen inhaltlichen Fragen in die Bundes- und Landespolitik ein.

Wir haben eine große Verantwortung für unsere Bürgerinnen und Bürger in diesem Gremium – und die nehmen wir ernst. Bei meiner Arbeit als Präsident des Städtetages bringe ich natürlich meine Praxiserfahrung aus dem Alltag in Oldenburg ein – ich weiß aus erster Hand, wo der Schuh drückt. Ein großes Thema ist die vielerorts desolate Lage der kommunalen Haushalte, die
strukturell stark unterfinanziert sind. Aktuell machen die Kommunen Schulden für den Bund und das Land. Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass der Bund ein Investitionsprogramm zur Förderung der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur
sowie für Kindertagesstätten auf den Weg bringen wird. Die Länder und Ministerpräsident Olaf Lies haben hier gut verhandelt. Ein Großteil dieser Mittel muss an die Kommunen gehen, da diese durch den Ausbau von Kindertagesstätten und den Umbau von Grundschulen zu Ganztagsschulen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter nach wie vor gewaltige Investitionen stemmen müssen. Wichtig ist auch, dass die Investitionshilfen für die Kommunen schnell, bürokratiearm und pauschal erfolgen, um eine gute Umsetzung zu gewährleisten. Überhaupt brennt uns das Thema Bürokratieabbau unter den Nägeln: Wir haben in der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens im Mai dieses Jahres zehn konkrete Vorschläge für einen zügigen Bürokratieabbau sowie die Senkung von Standards und die Vermeidung neuer Bürokratie vorgelegt. Diese richten sich in erster Linie an das Land Niedersachsen, aber auch an den Bund. Wir brauchen spürbare Erleichterungen für unsere Kommunen in Niedersachsen, damit diese ihre Aufgaben für unsere Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen effizient und ohne Hindernisse erfüllen können. Gerade das Vergaberecht ist in vielen Fällen ein solches Hindernis und verzögert Bauvorhaben, Dienstleistungen und andere Investitionen. Wir erwarten, dass die neue Landesregierung diese Vorschläge ernsthaft aufgreift.


Weserwirtschaftsforum: Die Zukunft wird mit der Jugend gestaltet. Die Betriebe
haben Nachwuchsmangel. Welche Tipps und Ratschläge würden Sie als
Oberbürgermeister der Jugend auf Ihrem Lebensweg mitgeben wollen?


Jürgen Krogmann: Neugierig bleiben, eigene Interessen kennen und verfolgen und Leidenschaft für ein bestimmtes Thema entwickeln. Wer weiß, worin er oder sie gut ist und was ihm oder ihr Freude bereitet, wird später für einen Beruf brennen. Ausbildung oder Studium? Diese Frage allein stellt sich schon längst nicht mehr. Heutzutage gibt es eine
Vielzahl an Möglichkeiten für junge Menschen, einen Beruf zu ihrer Berufung zu machen. Es gibt nicht mehr nur den einen klassischen Weg, sondern viele Möglichkeiten, um ans Ziel zu gelangen. Fortbildungen, Weiterbildungen oder Abendstudium sind nur einige davon. Junge Menschen haben die Qual der Wahl,
um sich im Dschungel der Berufe zurechtzufinden, das will ich gar nicht schönreden. Andererseits war aber der Markt der beruflichen Möglichkeiten noch nie so groß wie heute. Und mit Jobcenter, Arbeitsagentur und Co. gibt es Anlaufstellen, die einen damit nicht allein lassen. Wer dazu noch einen Sinn fürs Gemeinwohl hat und nicht nur an sich, sondern an das große Ganze denkt und daran, selbst die Welt ein Stück besser zu machen, hat in meinen Augen die besten Chancen auf eine berufliche und auch private Erfüllung. Denn wer viel Gutes gibt, bekommt auch viel Gutes zurück – das gilt in allen Lebenslagen.


Weserwirtschaftsforum: Herr Oberbürgermeister und Präsident Jürgen Krogmann, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.



Das Gespräch führte Joel Cruz

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