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Dr. Cornelia Schu

Der Sachverständigenrat für
Integration und Migration



In der Hoffnung einige Wählerstimmen zu gewinnen wird oft das Thema Migration aus dem Hut gezaubert und vor allem emotionalisiert. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin des Sachverständigenrates für Integration und Migration – Dr. Cornelia Schu – auf einer sachlichen Ebene über Migration und ja, das geht auch.



Dr. Cornelia Schu I Geschäftsführerin I Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) gGmbH I Foto: SVR/Phil Dera


Weserwirtschaftsforum: Guten Tag Frau Dr. Schu, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum und für unsere Fragen Zeit nehmen. Was ist die Aufgabe des Sachverständigenrats für Integration und Migration?


Dr. Cornelia Schu: Der Sachverständigenrat für Integration und Migration, kurz SVR, ist ein unabhängiges Gremium der wissenschaftlichen Politikberatung. Der Rat besteht aus neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen und
Forschungsrichtungen, die alle einen Schwerpunkt im Feld der Integration und Migration haben. So sind dort Expertinnen und Experten beispielsweise aus den
Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie, aus den Politik- und
Erziehungswissenschaften oder den Rechtswissenschaften vertreten – um nur einige zu nennen. Diese unterschiedlichen Disziplinen ermöglichen es dem Rat, Themen aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Die Hauptaufgabe des SVR ist
es laut Einrichtungserlass der Bundesregierung, die Integrations- und Migrationsprozesse in Deutschland zu beobachten, zu bewerten und Handlungsempfehlungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entwickeln. Er informiert also die Politik in Bund, Ländern und Gemeinden, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit und liefert ihnen eine fundierte wissenschaftsbasierte Grundlage für Diskussionen und Entscheidungen. Der Sachverständigenrat ist dabei in seinem Beratungsauftrag unabhängig und allein wissenschaftlichen Kriterien verpflichtet.


Weserwirtschaftsforum: Ist Deutschland ein Einwanderungsland? Und brauchen wir ein Einwanderungsgesetz mit Punktesystem wie in Kanada?


Dr. Cornelia Schu: Der SVR spricht seit seiner Gründung 2008 ganz bewusst von der Bundesrepublik als einem Einwanderungsland, weil es der empirischen Realität entspricht. Zum Jahresende 2024 lebten laut Statistischem Bundesamt knapp 83,6 Millionen Menschen in Deutschland. Laut einer ersten Auswertung von Mikrozensus-Daten hatten 2024 rund 25,2 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund, dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von gut 30 Prozent. Migrationshintergrund
bedeutet, sie verfügen über eine eigene oder über eine von mindestens einem Elternteil mitgebrachte Zuwanderungsgeschichte. Etwas über die Hälfte von ihnen besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Deutschland braucht diese Einwanderung, allein schon wegen des demografischen Wandels. Ein Einwanderungsgesetz, das heißt rechtliche Regelungen dazu, wer unter welchen Bedingungen legal nach Deutschland einreisen und zuwandern darf, gibt es längst. Mit Blick auf die Erwerbsmigration hat Deutschland hier in den vergangenen Jahren mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und der Chancenkarte – die Elemente eines Punktesystems enthält – wichtige Schritte unternommen, um Zuwanderung
insbesondere zu Arbeitszwecken zu ermöglichen. Wir müssen uns hier hinter Kanada nicht verstecken, das sich im Übrigen inzwischen von einem reinenPunktesystem verabschiedet hat. Wichtig ist aus Sicht des SVR nun eine konsequente Umsetzung der bestehenden Möglichkeiten.


Die von der Bundesregierung geplante digitale Agentur für Fachkräfteeinwanderung, diesogenannte Work-and-Stay-Agentur mit zentraler IT-Plattform, kann hier ein wichtiger Ansatz sein.

Weserwirtschaftsforum: Trotz Erleichterungsbemühungen bei der Zuwanderung von internationalen Fachkräften zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass ausgerechnet die gut qualifizierten Zuwanderer Abwanderungsgedanken hegen. Woran liegt das? Und was müssen wir tun, um für Hochqualifizierte aus aller Welt attraktiver zu werden?

Dr. Cornelia Schu: Die Gründe, wieso Menschen sich für Zu- oder Abwanderung entscheiden, sind vielfältig, wie Studien gezeigt haben. Auch die Merkmale der Personen selbst, etwa Qualifikation, Geschlecht, Alter und Familienstand, sowie der primäre Anlass ihrer Wanderung spielen eine Rolle. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Bildungs- und Arbeitsmigration, Fluchtmigration sowie Zuwanderung aus familiären Gründen. Die genannte IAB-Studie nennt als Hauptgründe für Auswanderungsüberlegungen
bei Arbeitsmigrantinnen und -migranten politische Unzufriedenheit, persönliche
Vorlieben, steuerliche Belastungen und Bürokratie. Das bestätigt auch das SVR-
Jahresgutachten 2025, das Bürokratieabbau und vereinfachte und effiziente Verfahren – also eine gute Umsetzung – empfiehlt. Grundsätzlich spielen die
Arbeitszufriedenheit, die beruflichen Entwicklungsperspektiven und die
wirtschaftliche Lage gerade für Hochqualifizierte eine wichtige Rolle, ob sie sich zum Kommen, Bleiben oder Gehen entscheiden. Hier ist neben Politik und Verwaltung die Wirtschaft gefragt.
Es braucht außerdem eine gut ausgebaute Infrastruktur mit ausreichend bezahlbarem Wohnraum und Kita- und Schulplätzen. Auch weiche Standortbedingungen spielen für die Bleibeorientierung zugewanderter Arbeits- und Fachkräfte eine Rolle – insbesondere die sozialen Teilhabemöglichkeiten in der
Kommune sowie das lokale und gesamtgesellschaftliche Willkommensklima. Studien zeigen, dass soziale Verwurzelung und gesellschaftliche Akzeptanz für die Bleibeentscheidung sogar eine größere Rolle spielen können als eine gesicherte, qualifikationsadäquate Beschäftigung. Es braucht damit verschiedene Bausteine, damit Deutschland für Fachkräfte aus dem Ausland und für einmal gewonnene Personen attraktiv bleibt.


Weserwirtschaftsforum: Bald leben 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde und bei uns verschärft sich der demografische Wandel. Wie kommen wir aus einer
Schrumpfnation und alternden Bevölkerung am schnellsten wieder raus?


Dr. Cornelia Schu: Momentan schrumpft die Bevölkerung in Deutschland aufgrund von Zuwanderung tatsächlich nicht und wird dadurch sogar verjüngt. Aber das ändert nichts daran, dass der demografische Wandel und das altersbedingte Ausscheiden vieler qualifizierter Personen aus dem Berufsleben ein Problem für den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme darstellt.

Es gibt hierbei allerdings nicht den einen Hebel oder die eine schnelle Lösung. Aber ein wesentlicher Baustein ist eine qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und eine gute Arbeitsmarktintegration der Personen, die als Flüchtlinge oder im Wege des Familiennachzugs nach Deutschland gekommen sind. Der SVR weist zudem seit langem darauf hin, dass es besonders vielversprechend ist, im globalen Wettbewerb nicht nur nach unmittelbar einsatzfähigen Fachkräften zu suchen, sondern junge Menschen mit Talenten undAmbitionen für eine Ausbildung oder ein Studium in Deutschland zu gewinnen – und anschließend als Fachkräfte zu halten. Hier verfügt Deutschland überWettbewerbsvorteile, die es strategischer einsetzen sollte. Außerdem muss das inländische Potenzial etwa von Frauen und Älteren – ob mit oder ohneZuwanderungsgeschichte – möglichst gut genutzt werden.

Weserwirtschaftsforum: Bis 2030 wird prognostiziert, dass dem öffentlichen Dienst rund eine Million und der deutschen Wirtschaft rund fünf Millionen Fachkräfte fehlen werden. Was könnten aus Ihrer Sicht Lösungsansätze sein?


Dr. Cornelia Schu: Lösungsansätze können aus SVR-Sicht neben der Zuwanderung aus der Europäischen Union eine weiterhin erleichterte Fachkräfteeinwanderung aus Nicht-EU-Ländern sein. Es braucht mehr Mut zur Vereinfachung. Im SVR-Jahresgutachten 2025 finden sich konkrete Vorschläge und Maßnahmen. Dazu gehört beispielsweise, die Anerkennungsverfahren für berufliche Qualifikationen zu vereinfachen und zu beschleunigen. So könnten Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen die im Ausland erworbene Berufserfahrung von potenziellen Arbeitskräften eigenständig beurteilen und damit die staatlichen Stellen bei der Prüfung entlasten. Auch rasche
Visaverfahren sind wichtig, hier ist einiges passiert, aber auch noch Luft nach oben. Neben Neuzuwanderung gilt es, auch die Potenziale von Menschen besser zu erschließen, die bereits hier leben. Ein Policy Brief des wissenschaftlichen Stabs hat etwa im Mai 2025 exemplarisch auf Basis einer Datenanalyse gezeigt, dass Fachkräfte mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation die ausgeprägte Fachkräftelücke in Kitas und Schulen reduzieren können. Auch die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten kann ein wichtiger Baustein sein. Entscheidend ist es nach Ansicht des SVR dabei, Geflüchtete weiterhin sprachlich
und fachlich zu qualifizieren, um perspektivisch eine nachhaltige Teilhabe am Arbeitsmarkt und eine qualitativ höherwertige Beschäftigung zu ermöglichen. Das Jahresgutachten 2025 hat deutlich gemacht, dass Deutschland nicht immer neue Gesetze braucht, sondern dass es häufig bei der Umsetzung hakt. Daher gehört die Umsetzung jetzt in den Fokus.


Weserwirtschaftsforum: Frau Dr. Cornelia Schu, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.



Das Gespräch führte Joel Cruz

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