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Gwendolin von der Osten

Willkommen Vielfalt
bei der Polizei



Der Staat ist auf dem guten Weg die gesellschaftliche Realität im öffentlichen Dienst auch zu repräsentieren. Der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte innerhalb der Polizei ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gestiegen, dennoch gibt es Bedarf. Wir sprachen mit der Polizeipräsidentin der Polizeidirektion in Hannover Frau Gwendolin von der Osten.



Gwendolin von der Osten I Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Hannover I Foto: Polizeidirektion Hannover


Weserwirtschaftsforum: Frau Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich für die Fragen des Weserwirtschaftsforums Zeit genommen haben. Was hat Sie damals bewegt, bei der Polizei Ihre Karriere zu beginnen?


Gwendolin von der Osten: Ich bin Volljuristin und habe mich sehr bewusst für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden. Im Vergleich zu vielen klassischen juristischen Tätigkeiten, die häufig problemorientiert arbeiten und sich stark mit der rechtlichen Bewertung bereits eingetretener Konflikte befassen, habe ich die Polizei von Beginn an als
lösungsorientiert, handlungsnah und geprägt von einem starken Wertegerüst wahrgenommen. Hier steht das verantwortungsvolle Handeln im Vordergrund mit dem Ziel, konkrete Lösungen für Menschen in herausfordernden Lagen zu finden. Das hat mich sehr angesprochen. Gerechtigkeit ist für mich ein zentraler persönlicher Wert. Mich in einer Organisation zu engagieren, die tagtäglich einen Beitrag für eine sichere, gerechte und demokratische Gesellschaft leistet, war und ist für mich sinnstiftend. Früh stand für mich fest, dass ich Führungsverantwortung übernehmen möchte. Die Polizei bietet dafür nicht nur Raum, sondern auch vielfältige
Entwicklungsmöglichkeiten. In den vergangenen zwanzig Jahren durfte ich in sehr unterschiedlichen Bereichen arbeiten, von der Einsatzführung über Organisation bis hin zur strategischen Steuerung. Diese Vielfalt empfinde ich bis heute als großen Gewinn. Besonders hervorheben möchte ich auch: Ich kenne keine andere Institution, die den Wert der Familie so hochhält wie die Polizei. Trotz aller Belastungen gibt es ein gelebtes
Verständnis dafür, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren auf allen Ebenen und in allen Funktionen. Gerade für eine moderne Polizei, die vielfältig, leistungsfähig und zugleich menschlich bleiben will, ist das aus meiner Sicht ein entscheidender Erfolgsfaktor heute und in Zukunft.


Weserwirtschaftsforum: Der Anteil von Polizeibeamten mit sogenanntem Migrationshintergrund steigt. Gibt es aus Ihrer Sicht noch Verbesserungsbedarf?


Gwendolin von der Osten:
Ja, aus meiner Sicht besteht hier weiterhin Verbesserungsbedarf. Der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte innerhalb der Polizei ist in den vergangenen
Jahren zwar kontinuierlich gestiegen, dennoch zeigt sich: Wir müssen noch sichtbarer und präsenter werden, insbesondere in migrantischen Communitys. Sichtbarkeit schafft Vertrauen, und Vertrauen ist entscheidend, damit sich junge Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen überhaupt vorstellen können, Teil der Polizei zu sein. Wir tun bereits viel, um den Zugang zur Polizei offener zu gestalten. Für die ganz Kleinen bietet unsere Puppenbühne Stücke an, die sich mit Präventionsthemen befassen und zugleich den Polizeiberuf näherbringen.

Der jährlich veranstaltete Zukunftstag der Polizeidirektion Hannover steht allen Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 5 bis 9 offen. Zudem bieten wir ein- und zweiwöchige Schulpraktika an, bei
denen die Teilnehmenden den Polizeiberuf hautnah erleben und unsere Mitarbeitenden mit allen Fragen löchern können. In allen Dienststellen gibt es
Einstellungsberatende mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, die Schulen besuchen, Messen begleiten und persönliche Beratungsgespräche anbieten. Trotzdem spiegelt unsere Organisation noch nicht in dem Maße die Vielfalt der Gesellschaft wider, wie wir es uns wünschen. Gerade in einer international geprägten Region wie Hannover ist es unser Ziel, dass der Bevölkerungsanteil von Menschen mit migrantischen Wurzeln sich künftig noch deutlicher in der Polizei abbildet. Vielfalt macht unsere Organisation stärker, kommunikationsfähiger und letztlich erfolgreicher in ihrer täglichen Arbeit.



Weserwirtschaftsforum: Wie stellen Sie sicher, dass Bewerbungen mit Migrationshintergrund faire und gleiche Chancen auf den Berufseinstieg bei der Polizeidirektion Hannover erhalten?


Gwendolin von der Osten: Neben unserer gezielten Nachwuchswerbung für den Polizeivollzugsdienst weisen wir auch in allen externen Ausschreibungen für Tarifbeschäftigte und Verwaltungsbeamtinnen bzw. -beamte ausdrücklich darauf hin, dass wir kulturelle Vielfalt fördern. Bewerbungen von Menschen mit Migrationsgeschichte oder
Bilingualität begrüßen wir besonders und betonen den hohen Stellenwert eines
vielfältigen, gleichberechtigten und inklusiven Teams. Im Auswahlverfahren kann Mehrsprachigkeit ein zusätzlicher Pluspunkt sein, da wir regelmäßig mit Menschen in Kontakt stehen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Mehrsprachigkeit unterstützt somit nicht nur unsere Arbeit, sondern fördert auch die
gegenseitige Wertschätzung unterschiedlicher Kulturen. Bei gleicher Eignung berücksichtigen wir kulturelle Vielfalt und Diversität ausdrücklich in der Vorauswahl wie auch in der finalen Entscheidung. Bewerbende mit sprachbedingten Verständnisschwierigkeiten werden auf Wunsch in möglichst einfacher Sprache durch den Auswahl- und Einstellungsprozess geführt. Auch Verwaltungsabläufe werden bei Bedarf verständlich erläutert – nicht in klassischem Beamtendeutsch – und teilweise in einer Fremdsprache erklärt. Ziel ist, dass keine Bewerberin und kein Bewerber aufgrund sprachlicher Barrieren ausgeschlossen oder benachteiligt wird.

Weserwirtschaftsforum: Es wird viel über Vielfalt und Diversity gesprochen – gerade im Zusammenhang mit dem öffentlichen Dienst. Was sind die Vorteile einer vielfältigen Belegschaft für diePolizei in Hannover?

Gwendolin von der Osten: Vielfalt in der Polizei ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Abbild unserer Gesellschaft und Ausdruck unseres Anspruchs, wirklich für alle Menschen da zu sein. Unsere Gesellschaft ist vielfältig in Herkunft, Geschlecht, Religion, Lebensweise und Erfahrungshorizont. Und genau das sollte sich auch in einer modernen Polizei widerspiegeln. Wir sind längst nicht mehr eine rein männlich und weiß geprägte Organisation. Wir wollen deutlich
machen, dass wir die Sorgen und Bedürfnisse aller Menschen ernst nehmen und Ansprechpartnerin für alle sind. Zahlreiche Studien zeigen, dass vielfältige Teams bessere Ergebnisse erzielen. Sie
blicken differenzierter auf Situationen, treffen ausgewogenere Entscheidungen und bringen mehr Perspektiven in ihre Arbeit ein. Für die Polizei ist das ein echter Mehrwert, denn wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen Staat und Gesellschaft; wir müssen zuhören, verstehen und vermitteln können. Eine gute Gesellschaft zeigt sich in einer Polizei, die sich einfühlen kann. Wenn wir es nicht schaffen, möglichst viele Menschen für den Polizeiberuf zu begeistern, geht uns wertvolles Potenzial verloren. Die interkulturelle Kompetenz, die für unsere Arbeit heute unverzichtbar ist, entsteht nicht automatisch durch Vielfalt, wird durch eine vielfältige Belegschaft aber ganz wesentlich gefördert.



Weserwirtschaftsforum: Folgendes Szenario: Sie stehen vor einer Gruppe Jugendlicher, die noch ihren Karriereweg vor sich haben. Welche Tipps und Ratschläge würden Sie den jungen
Menschen auf ihrem Lebensweg gerne mitgeben wollen?


Gwendolin von der Osten: Wenn ich vor jungen Menschen stehe, die ihren Berufsweg noch vor sich haben, stelle ich gern zunächst selbst ein paar Fragen: Was sind eure wichtigsten Werte? Was gibt
euch das Gefühl von Sinnhaftigkeit? Worin geht ihr in eurer Freizeit auf? Solche Fragen
helfen, sich selbst besser kennenzulernen und genau das ist aus meiner Sicht die wichtigste Grundlage für jede Berufswahl. Es geht nicht darum, irgendeinen Beruf zu ergreifen, sondern einen, der zur eigenen Persönlichkeit passt. Wer sich seiner Stärken, Interessen und inneren Überzeugungen bewusst ist, kann fundierte und langfristig tragfähige Entscheidungen treffen. Und selbst wenn sich die Richtung später noch einmal ändert, hat man dann eine klare Haltung, an der man sich orientieren kann. Sehr hilfreich finde ich auch Praktika. Sie ermöglichen es, hinter die Kulissen eines Berufs oder einer Organisation zu schauen, das Arbeitsklima zu spüren und sich ehrlich zu fragen: Fühle ich mich hier wohl? Könnte ich mir vorstellen, Teil dieses Teams zu sein? Berufliche Erfüllung beginnt nicht erst mit dem Arbeitsvertrag, sondern mit dem ehrlichen Blick auf sich selbst. Wer bereit ist, sich diese Fragen zu stellen, wird seinen Weg finden. Oft sogar mit mehr Klarheit und Freude, als man am Anfang denkt.

Weserwirtschaftsforum: Frau Gwendolin von der Osten, ich bedanke mich für das Gespräch.


Das Interview führte Joel Cruz

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