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Jörg Farr

Eigentlich untypisch für
einen ländlichen Raum



Die Bürokratie belastet auch seine Behörde. Wir wollten wissen warum die Rolle des Landkreises weit über die Sicherstellung der reinen Daseinsvorsorge hinausgeht. Ein Gespräch mit dem Schaumburger Landrat Jörg Farr.



Jörg Farr I Landrat des Landkreises Schaumburg I Foto: Jörg Farr/Landkreis Schaumburg


Weserwirtschaftsforum: Herr Landrat Farr, danke, dass Sie sich für den Weserwirtschafsforum Zeit nehmen. Welche Visionen hat ein Landrat für die Menschen in seinem Landkreis?


Jörg Farr: Landkreise, Städte und Gemeinden sind Orte, in denen Menschen leben, wohnen und arbeiten. Unsere Rolle geht daher weit über die Sicherstellung der reinen Daseinsvorsorge hinaus. Wir bieten ein attraktives Umfeld mit vielfältigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Die heimischen Betriebe aus Industrie, Gewerbe, Handwerk, Handel und Dienstleistung sind auf der Suche nach qualifizierten und engagierten Mitarbeitenden und bieten daher auch für die Zukunft sichere Arbeitsplätze. Zu den Rahmenbedingungen gehören: gute Schulen, leistungsfähige
Gesundheitsversorgung, Mobilitätsangebote, gut ausgebaute Straßen und Radwege sowie schnelle Internetverbindungen, um nur einige Infrastrukturthemen zu nennen. Genauso wichtig für die Menschen ist das Angebot im sozialen, kulturellen oder auch sportlichen Bereich. Anders ausgedrückt: wer das Miteinander im Verein pflegt, gute Freunde in der Nachbarschaft hat und eingebunden ist in die Gemeinschaft, der fühlt sich wohl. Auch solche Themen werden durch Landkreis, Städte und
Gemeinden begleitet und unterstützt.


Weserwirtschaftsforum: Immer mehr Kommunen haben mit knappen Finanzen zu kämpfen. Städte und Gemeinden sollen mehr Schulden aufnehmen dürfen, so heißt es aus dem Innenministerium. Was denkt der Landrat von Schaumburg darüber?


Jörg Farr: Das ist in der Tat ein Thema, das mir Sorgen bereitet. Die kommunale Ebene hat bundesweit 2024 ein Finanzierungsdefizit von 24,8 Milliarden € ausweisen müssen. Bund und Land setzen durch Leistungsgesetze, höhere Standards und Bürokratie die finanziellen und personellen Verpflichtungen der kommunalen Ebene fest, ohne für eine ausreichende Finanzierung zu sorgen. Das kann auf Dauer so nicht funktionieren.

Es ist sicherlich gut und anzuerkennen, dass in den letzten Wochen mit dem angekündigten Haushalt des Landes Niedersachsen die kommunale Ebene gestärkt werden soll. Auch die Unterstützung für Investitionen in die Infrastruktur ist wichtig. In Summe kann jedoch mit den angekündigten Maßnahmen die strukturelle Unterfinanzierung der kommunalen Haushalte nicht behoben werden. Eine dauerhafte Finanzierung über Liquiditätskredite ist keine Lösung. Bund und Land haben es als Gesetzgeber in der Hand entweder diese Bereiche auskömmlich zu finanzieren oder eben die gesetzlichen Aufgaben oder Standards zurückzufahren. Gerade der Abbau der überflüssigen Bürokratie bietet sich an, denn die Überfrachtung belastet viele Branchen und auch die Behörden.


Weserwirtschaftsforum: Laut Studien, IHK und Handwerkskammern ist die
Abwanderung von Jugendlichen aus dem ländlichen Raum ein zunehmendes Problem für die Betriebe vor Ort. Was tut der Landkreis Schaumburg, um diesem Negativtrend entgegenzuwirken?


Jörg Farr: Zunächst einmal ist uns wichtig, jungen Menschen gute Bildungschancen zu bieten. Eigentlich untypisch für einen ländlichen Raum, haben wir unser Schulsystem in Schaumburg dezentral aufgestellt, mit fünf Gymnasien, fünf integrierten Gesamtschulen, drei Oberschulen und zwei berufsbildenden Schulen sowie einer Förderschule. Wir kümmern uns auch um diejenigen, die eine zweite oder dritte Chance brauchen, um Schulabschlüsse nachzuholen. Den Übergang zwischen Schule und Beruf/Ausbildung zu ermöglichen, ist eine der Hauptaufgaben des Bildungsbüros. Auch wenn wir in Schaumburg über keine Universität oder Fachhochschule
verfügen, bieten wir jungen Menschen gute Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Ziel muss es auch sein, interessante Arbeitsplätze in
Schaumburg für die Zeit nach dem Studium anbieten zu können.


Weserwirtschaftsforum: Laut Experten könnten bis 2030 bis zu eine Million Stellen im öffentlichen Sektor unbesetzt sein. Experten schlagen Alarm und warnen vor dem Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst. Wie sieht es in Schaumburg aus?

Jörg Farr: Zurzeit können wir noch die ausgeschriebenen Stellen besetzen. Wir bieten immerhin qualitativ gute Stellen in einer Vielzahl von unterschiedlichen
Fachbereichen. Aber mit Blick auf die Altersstruktur der Mitarbeitenden in den
Kommunalverwaltungen wird das zukünftig deutlich schwieriger werden. Neben einer Aufgabenkritik müssen zukünftig bestimmte Aufgaben mit technischer Unterstützung realisiert werden, um mit weniger Personal die Leistung zu erbringen. Digitalisierung geht bei uns daher auch mit Veränderung von Arbeitsprozessen einher – das dauert am Anfang etwas länger, ermöglicht aber auf Sicht genau diese Synergien zu heben.


Weserwirtschaftsforum: Folgendes Szenario: Sie stehen in einer Aula vor hunderten von Schülerinnen und Schülern. Welchen Rat, Erfahrungen oder
Wünsche würden Sie den jungen Menschen auf dem Lebensweg mitgeben wollen?


Jörg Farr: Informieren Sie sich über die Möglichkeiten, die Studiengänge oder Berufsausbildungen bieten. Nutzen Sie dabei alle Möglichkeiten, die Schule,
Bundesagentur für Arbeit oder Bildungsbüros bieten. Nehmen Sie Kontakt zu Unternehmen auf, um mal in Betriebe hineinzuschnuppern. Denn wichtig sind oft auch der persönliche Kontakt und das persönliche Erleben vor Ort; am Ende lautet der Ratschlag etwas flapsig ausgedrückt: Engagieren Sie sich für Dinge, für die Sie sich begeistern können und die den
persönlichen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen. Manchmal kann man dabei Umwege nicht ausschließen, aber am Ende geht es ja um die eigene Zukunft und eine langfristige Zufriedenheit.

Weserwirtschaftsforum: Herr Landrat Jörg Farr, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.


Das Gespräch führte Joel Cruz

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