Ein Mann, der sein
Versprechen hält
Fast wäre er Wirtschaftsminister in Niedersachsen geworden, aber er lehnte den Job ab, weil er offenbar die Region Hannover mehr liebt. Er sagt, als er für das Amt kandidiert habe, ist er angetreten mit dem Versprechen, die Region zur Nummer 1 zu machen. Ein Mann, der also sein Versprechen hält. Wir sprachen mit Steffen Krach, der Regionspräsident der Region Hannover.
Steffen Krach I Regionspräsident von Hannover I Foto: Steffen Krach/Anne Hufnagl
Weserwirtschaftsforum: Herr Krach, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Was tut eigentlich ein Präsident den ganzen Tag so?
Steffen Krach: Als Regionspräsident arbeite ich mit über 3500 Kolleg*innen an vielen Themen, die die 1,2 Millionen Menschen in der Region Hannover direkt betreffen. Kurz gesagt: Wir arbeiten daran, dass die Menschen hier gut leben können. Wir sorgen für einen gut ausgebauten und bezahlbaren ÖPNV, moderne Krankenhäuser, wir bauen die erneuerbaren Energien aus, wir schützen Menschen bei Katastrophen und vieles mehr. Meine Aufgabe ist es einerseits, die Verwaltung zu führen, mit den Fraktionen der Regionsversammlung politische Beschlüsse zu fassen und auch die Region zu repräsentieren und zu vertreten. Mein Tag ist häufig eine Mischung aus Gesprächen mit Mitarbeitenden der Region, anderen Institutionen und repräsentativen Terminen. Auf jeden Fall beginnt und endet er aber mit meiner Familie zuhause.
Weserwirtschaftsforum: Sie haben lange Zeit in Berlin gearbeitet. Was macht für Sie die Region Hannover lebenswert und was kann Berlin von Hannover lernen?
Steffen Krach: Ich habe sehr lange in Berlin gelebt, meine drei Kinder sind dort geboren. Wir haben uns als Familie in Berlin absolut wohl gefühlt. In Hannover wiederum sind meine Frau und ich geboren, haben hier unsere Jugend verbracht. Hannover und Berlin zu vergleichen, fällt mir schwer, aber das ist auch gar nicht nötig. Beide sind einzigartig und lebenswert.
Weserwirtschaftsforum: Eine weltoffene Region wie Hannover lebt von Ideen, Impulsen und vor allem von Vielfalt. Die letzten Wahlergebnisse zum Deutschen Bundestag haben die AfD zur zweitstärksten Kraft gemacht. Ist unsere Demokratie in Gefahr und wie wirkt sich dieser Trend auf die Region Hannover aus?
Steffen Krach: Ja, unsere Demokratie ist in Gefahr und alle müssen sich fragen, was sie tun können, um sie zu schützen, zu stärken und vor allem entsprechend handeln. In der Region Hannover sind die demokratischen Parteien weiterhin stark, aber wir dürfen nicht den Fehler machen, uns darauf auszuruhen. Meine Antwort ist klar: Die demokratischen Parteien müssen konstruktiv und im Sinne der Menschen zusammenarbeiten. Wo Politik und Verwaltung den Menschen das Gefühl geben, dass sie mit ihren Anliegen, Sorgen und Problemen ernst genommen werden, wo sie gehört, unterstützt und gefördert werden, da wird auch der Staat akzeptiert und die Demokratie geschätzt. Aber: Rechtsextremisten können nie eine Alternative sein. Keine Kritik am Staat rechtfertigt die Wahl von Menschen, die unser Grundgesetz und unsere Demokratie ablehnen und sie abschaffen wollen.
Weserwirtschaftsforum: Stichwort demografischer Wandel. Es wird viel in Kitas, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen investiert. Warum sollen junge Menschen und junge Familien in die Region Hannover ziehen?
Steffen Krach: Hannover zeichnet sich nicht nur durch kurze Wege aus, sondern die Region hat alles, was man zum Leben braucht: Eine schöne Stadt, viel Natur wie das Steinhuder Meer und den Deister, gute Bildungseinrichtungen, eine erstklassige
Gesundheitsversorgung, viele große Unternehmen haben hier ihren Sitz. Auch kulturell hat Hannover viel zu bieten. Und: Hannover 96 spielt hier.
Weserwirtschaftsforum: Welche Visionen haben Sie für die Region Hannover? Wie sieht die Region im Jahre 2050 aus?
Steffen Krach: Als ich für das Amt kandidiert habe, bin ich angetreten mit dem Versprechen, die Region zur Nummer 1 zu machen. Und das ist weiterhin mein Ziel. Wir warten nicht, dass der Bund oder das Land die Dinge für uns lösen, sondern suchen selbst nach Möglichkeiten. Ein Beispiel: Für unsere Krankenhäuser haben wir uns drei Jahre vor Beschluss der Klinikreform auf den Weg gemacht und eine Strategie beschlossen, die die gleichen Ziele hat wie die Krankenhausreform. Wir sind nun bereits in der Umsetzung der Maßnahmen und dem Bund voraus. Bei den Herausforderungen, vor denen unser Klinikkonzern steht, war es richtig, nicht auf den Bund zu warten. Das war ein schwieriger Prozess, der Kritik mit sich bringt, aber wer vorankommen will, muss bereit sein, in Konflikte zu gehen. Wir arbeiten für ein gutes Leben für 1,2 Millionen Menschen. Meine Vision ist also: Ich arbeite für eine Region, die etwas will. Die sich nicht mit dem Durchschnitt zufrieden gibt, sondern mehr will und vorangeht, die ausprobiert und Risiken in Kauf nimmt, um erfolgreich zu sein. Und dann wird man 2050 hoffentlich eine Region haben, in der es nicht nur hervorragende Bedingungen zum Leben gibt, sondern, wo die Menschen sagen: Die Region macht vor wie es geht, hier packt man an, probiert aus und kommt voran.
Weserwirtschaftsforum: Herr Steffen Krach, danke für das Gespräch.
Das Gespräch führte Joel Cruz