Was hat Hildesheim 
mit Hiroshima zu tun?
Wie setzt sich die Stadt Hildesheim für den gesellschaftlichen Zusammenhalt eigentlich ein? Wie digital ist die Stadt und wie attraktiv ist Hildesheim für junge Menschen? Was hat die japanische Stadt Hiroshima mit Hildesheim zu tun? Wir sprachen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim, Herrn Dr. Ingo Meyer.

Dr. Ingo Meyer I Oberbürgermeister von der Stadt Hildesheim I Foto: Stadt Hildesheim
Weserwirtschaftsforum: Guten Tag Herr Oberbürgermeister Ingo Meyer, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Man liest, dass Sie die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Hildesheim betonen. Welche konkreten Projekte oder Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen haben in den letzten Jahren besonders erfolgreich zur Standortentwicklung beigetragen?
Dr. Ingo Meyer: U. a. wurde ein dualer Studiengang im Bereich der Data Analytics eingeführt. Weiterhin existieren einzelne Formate wie der Sundowner oder das IT-Speeddating, diese fokussieren sich jedoch in erster Linie auf die Gewinnung von
Fachkräften – insbesondere Studierende.
Weserwirtschaftsforum: Hildesheim versteht sich als weltoffene Stadt mit über 140 vertretenen Nationen. Wie gelingt es der Stadt konkret, Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt aktiv zu fördern?
Dr. Ingo Meyer: Die Stadt Hildesheim setzt sich auf vielfältige Weise für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Stadtgebiet ein. Unterbringung, Projektarbeit, Sozialplanung sowie Förderung von Ehrenamt und interkultureller Verständigung,
die Zuwanderung wird durch zahlreiche Maßnahmen gesteuert und gefördert. Die Erstellung und Fortschreibung eines kommunalen Integrationsplans sowie Sozialmonitorings untermauern die Maßnahmen. Die Unterbringung erfolgt nach dem Konzept, geflüchteten Menschen zunächst einen Wohnplatz in einer Gemeinschaftsunterkunft bereitzustellen, in denen ihnen intensive sozialpädagogische Betreuung zu allen Fragen des Lebens in Deutschland
und zu ihrer persönlichen Situation angeboten werden. Im weiteren Verlauf ziehen die Flüchtlinge in eine von der Stadt angemietete dezentrale Wohnung um, in denen weiter eine Beratung und Betreuung durch den Asyl e.V. im Auftrag der Stadt erfolgt. Nach Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis erfolgt bei Bedarf eine Beratung und Unterstützung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung. Parallel dazu sollen Neuzugewanderte zügig in die Stadtgesellschaft aufgenommen werden. 
Die angespannte Haushaltslage erfordert die Beantragung von Fördermitteln. Zu nennen wären hier z. B. das Einwerben von EU-Fördermitteln: 1. „Vielfalt erleben“ und 2. „Begegnungs- und Kompetenzzentrum“ Hi.punkt. 3. „Bildungskommune , (aktuell insgesamt knapp 3 Mio. € Fördermittel). Das Projekt Stadtteilmütter, welches in Kooperation von Stadt und Vereinen vor Ort umgesetzt wird, ist ebenfalls ein wichtiges integrationsförderndes Angebot.
Weserwirtschaftsforum: Digitalisierung und Verwaltung sind wichtige Themen. Welche konkreten Online-Dienstleistungen stehen den Menschen in Hildesheim heute bereits zur Verfügung und bis wann sollen alle laut Onlinezugangsgesetz
verpflichtenden Angebote umgesetzt sein?
Dr. Ingo Meyer: Alle Onlineservices der Stadt Hildesheim sind im Serviceportal
aufgeführt. Dies ist zu erreichen unter: https://serviceportal.stadt-hildesheim.de/ Mit der Novellierung des Onlinezugangsgesetz im Jahr 2024 ist eine gesetzliche Frist zur Umsetzung entfallen. Wir sind jedoch bestrebt, die Umsetzung weiterhin so zügig wie möglich durchzuführen. Unsere interne Projektplanung ist so ausgerichtet, dass wir zeitnah neue Umsetzungsprojekte starten können, sobald ein sogenannter
EfA- Dienst (Einer für Alle) technisch fertiggestellt ist bzw. durch das Land Niedersachsen zum Rollout (Installation im Serviceportal) freigegeben wird.
Wenn und sobald es sich abzeichnet, dass eine bestimmte Leistung nicht als EfA-Dienst angeboten wird, arbeiten wir mit Softwareherstellern zusammen, die Onlineservices entwickelt haben. Wird am Markt kein passender Onlineservice angeboten, können wir inzwischen auch selbst Onlineservices erstellen. Da das Land Niedersachsen die Einführung und den Betrieb von EfA-Diensten finanziell fördert, setzen wir diese im Sinne einer wirtschaftlichen Aufgabenerfüllung prioritär ein.
Weserwirtschaftsforum: Herr Dr. Meyer, wie konkret engagiert sich die StadtHildesheim – über das Hissen de r Flagge hinaus – im Netzwerk der “Mayors for Peace” für nukleare Abrüstung und Friedensbildung?
Dr. Ingo Meyer: Die Stadt Hildesheim beteiligt sich jedes Jahr an der weltweiten Aktion „Mayors for Peace“. Die internationale Organisation „Mayors for Peace“ wurde 1982 vom Bürgermeister von Hiroshima gegründet und vereint heute tausende Städte weltweit, die sich für Frieden, Abrüstung und Völkerverständigungeinsetzen. Am Aktionstag informieren wir auf unserer Homepage und in den sozialen Medien über diese Initiative.
Weserwirtschaftsforum: Die Jugend braucht Zukunft. Was würden Sie aus Sicht eines Oberbürgermeisters der Jugend empfehlen? Welche Tipps und Ratschläge würden Sie den Jugendlichen auf ihrem Lebensweg mitgeben wollen?
Dr. Ingo Meyer: Jugendliche stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen – von der beruflichen Orientierung bis hin zu globalen Entwicklungen wie z.B. dem Klimawandel oder der Digitalisierung. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass Interesse für das gesellschaftliche Geschehen sowohl lokal als auch weltweit frühzeitig zu wecken. Wer Zusammenhänge versteht, entwickelt ein besseres Gespür für demokratische Prozesse und gesellschaftliche Verantwortung. Mein Rat lautet also: bringen Sie sich ein! Sei es in der Schule, im Verein oder im ehrenamtlichen Engagement – so stärken Sie nicht nur Ihre persönlichen
Kompetenzen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt. Engagement, etwa in Jugendgruppen, Initiativen oder kommunalen Gremien wie Jugendparlamenten, bietet die Chance, aktiv Einfluss zu nehmen und konkrete Erfahrungen in der Mitgestaltung unseres Zusammenlebens und der Demokratie zu sammeln.
Weserwirtschaftsforum: Herr Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Joel Cruz
