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Grant Hendrik Tonne

Ländlicher Raum, globale Ideen –
Niedersachsen sucht nach Lösungen



Fachkräftemangel – ein bekanntes Problem. Hohe Energiekosten – ebenfalls. Und die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Regionen ist längst ein Dauerthema. Doch es mangelt an frischen Ideen. Was haben also regionale Betriebe und das weit entfernte Kolumbien gemeinsam? Das wollte das Weserwirtschaftsforum genauer wissen – und sprach darüber mit dem neuen Niedersächsischen Wirtschaftsminister Grand Hendrik Tonne, der seit Mai 2025 im Amt ist.



Grant Hendrik Tonne I Wirtschaftsminister des Landes Niedersachsen I Bildnachweis: Jonah Bublitz


Weserwirtschaftsforum: Herr Wirtschaftsminister, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Ihre erste Auslandsreise ist Kolumbien. Warum Kolumbien? Was haben die Unternehmen in der Region davon?


Grant Hendrik Tonne: Kolumbien besitzt noch Vorkommen fossiler Energien und strebt aber zugleich an, einer der weltweit größten Player beim Thema erneuerbare Energien zu werden. Besonders das Thema „grüner Wasserstoff“ ist aus niedersächsischer Sicht von Interesse. Die seit 2023 bestehende Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Kolumbien bildet hierfür eine verlässliche Grundlage für Zusammenarbeit. Gleichzeitig entwickelt sich Kolumbien wirtschaftlich kontinuierlich weiter: Die Wirtschaft wächst moderat, aber stetig. Staat und Privatwirtschaft investieren seit Jahren gezielt in den Ausbau moderner Infrastruktur und in die industrielle Entwicklung. Der Bedarf an hochwertigen Importgütern steigt. Vor diesem Hintergrund eröffnet sich ein dynamischer Markt mit großem Interesse an deutscher Technologie, nachhaltiger Infrastruktur und stabilen Partnerschaften. Für Niedersachsens exportorientierte Betriebe – vom Maschinenbau über Agrarwirtschaft bis zur Logistik – eröffnen sich hier echte Chancen. Mein Ziel ist es, Türen zu öffnen, für neue Märkte und langfristige Geschäftsbeziehungen. Wir bringen mittelständische Unternehmen mit verlässlichen Partnern zusammen und unterstützen erste Schritte vor Ort. Dabei geht es nicht nur um Absatzmärkte, sondern auch um gemeinsame Projekte, Wissensaustausch und Perspektiven für Fachkräfte. Im Zusammenhang mit dem Thema Fachkräftemigration soll die Vernetzung mit relevanten Institutionen aus dem kolumbianischen Arbeits- und Bildungssektor insbesondere in Bezug auf die Berufszweige Pflege, Life Science, Elektronik, Handwerk sowie Garten- und Landschaftsbau im Vordergrund stehen. Eine starke wirtschaftliche Verbindung hilft so am Ende beiden Seiten.


Weserwirtschaftsforum:
Sie waren in der Großen Koalition bereits Kultusminister. Als Wirtschaftsminister müssen Sie sich neuen Herausforderungen stellen. Hohe Energiekosten, demografischer Wandel, Bürokratie – die Problemliste der Arbeitgeber ist lang. Welche Weichen wollen Sie stellen, um die Wirtschaft in Niedersachsen wieder zukunftsfähiger zu machen?

Grant Hendrik Tonne: Die wirtschaftspolitische Lage verlangt klare Schwerpunkte, und genau die setzen wir. Erstens: Energie. Betriebe müssen ihre Energieversorgung verlässlich planen können, wobei sie durch die Kosten im interregionalen und internationalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden dürfen. Wir brauchen einen verlässlichen Industriestrompreis beziehungsweise eine Deckelung. Zweitens: Bürokratieabbau. Prozesse müssen einfacher, schneller, digitaler werden, wie zum Beispiel durch vereinfachte Genehmigungen im Baubereich. Drittens: Infrastruktur. Niedersachsen braucht leistungsfähige Häfen, moderne Straßen- und Schienennetze und bessere Anbindungen auch im ländlichen Raum. Insofern erhoffen wir uns auch konkrete Impulse durch das neue Sondervermögen des Bundes. Zugleich müssen wir auch als Land unsere eigenen Hausaufgaben erledigen. Das heißt: Auch eigene Mittel investieren, Planungen beschleunigen und Verkehrsträger intelligent vernetzen. Wirtschaft braucht Verlässlichkeit. Daran arbeiten wir.


Weserwirtschaftsforum: Öffentliche Prognosen geben an, dass bis 2030 über 800.000 Stellen im öffentlichen Dienst und über fünf Millionen in der Wirtschaft unbesetzt sind und Arbeitskräfte fehlen, insbesondere in Bereichen wie IT, Gesundheitswesen und Handwerk. Damit befinden sich der Staat und die Privatwirtschaft in einer Art “War of Talents”. Was könnte die Lösung sein und brauchen wir bald Friedensverhandlungen?

Grant Hendrik Tonne: Was wir gerade erleben, ist kein kurzfristiges Phänomen, sondern Ergebnis eines strukturellen demografischen Wandels. Die Babyboomer gehen in Rente, die folgenden jüngeren Jahrgänge sind deutlich kleiner – das ist schlicht Realität. Wir brauchen darum ein neues Verständnis von Arbeitskräftegewinnung: flexibler, inklusiver, internationaler. Und vor allem: pragmatischer. Es gibt viele Menschen, die arbeiten wollen, aber die Strukturen passen oft nicht. Teilzeit, Weiterbildung, Quereinstieg, Digitalisierung – all das müssen wir neu denken, auch im Handwerk und in der Verwaltung. Wir müssen auch ehrlich auf das Thema Zuwanderung blicken: Ohne ausländische Fachkräfte werden wir den Arbeitsmarkt nicht ausreichend bedienen können. Auch aus diesem Grund sind gute Kontakte nach Südamerika ein Teil der Antwort.

Entscheidend ist aber, dass Zugewanderte hier sowohl beruflich als auch gesellschaftlich eine Perspektive sehen. Da sind nicht nur Unternehmen gefordert, sondern auch wir als Politik: beim Thema Wohnen, Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen, sprachlicher Integration. Den Wettbewerb um die besten Talente gewinnen am Ende jene, die die besten Voraussetzungen schaffen und nicht starr an Sprachtests oder ähnlichen Hürden festhalten. Als Wirtschaftsminister habe ich den Ehrgeiz, dass Niedersachsen hierbei im Bundesländervergleich ganz oben mitspielt.

Weserwirtschaftsforum: Betriebe in den ländlichen Regionen haben mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung und vor allem mit der Abwanderung von Jugendlichen zu kämpfen. Was können aus Ihrer Sicht Verwaltungen und Wirtschaft in den Landkreisen tun, um für junge Menschen attraktiver zu werden?


Grant Hendrik Tonne: Wer junge Menschen in der Region halten will, muss ihre Lebensrealität ernst nehmen. Es reicht nicht, wenn es irgendwo einen Ausbildungsplatz gibt, der muss auch gut erreichbar sein. Wohnen muss bezahlbar sein, und genauso müssen Freizeitangebote mitgedacht werden. Betriebe und Verwaltungen müssen eng zusammenarbeiten, um einen hohen Standard an Lebensqualität im ländlichen Raum zu bieten. Jugendliche und junge Erwachsene müssen zu den passenden Arbeitszeiten von A nach B kommen. Und sie brauchen schnelles Internet, aber auch Treffpunkte und Kultur für junge Menschen. Und: Wir müssen Jugendlichen aufzeigen, dass ihre Region Perspektive bietet. Wenn sie merken, hier wird in Zukunft investiert, in Betriebe, in Infrastruktur, in sie selbst, dann bleiben sie. Oder kommen sogar zurück.


Weserwirtschaftsforum: Welche Ratschläge und Tipps würden Sie jungen Menschen auf ihrem individuellen Lebensweg mitgeben wollen?


Grant Hendrik Tonne: Vertraut eurem eigenen Tempo. Nicht jede Entscheidung muss mit Anfang 20 sitzen. Wichtig ist, dass man sich bewegt. Es ist völlig in Ordnung, mal zu zweifeln, vielleicht auch mal zu scheitern und sich mal neu zu justieren. Was zählt, ist Haltung: die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – für sich, für andere, für das Gemeinwohl. Und: Lasst euch nicht erzählen, dass ihr zu jung seid, um mitzureden. Im Gegenteil: Eure Perspektive wird dringend gebraucht, gerade jetzt. Bringt euch ein, wo ihr etwas bewirken wollt. Die großen Veränderungen, die vor uns liegen, brauchen nicht nur Erfahrung, sondern auch frische Ideen. Und Mut: Den habt ihr. Nutzt ihn.

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