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Angelika Hießerich-Peter

Mittelstand erstickt in Bürokratie – Wir brauchen eine Entrümpelung auf allen Ebenen


Trotz Bürokratie, Unternehmenssterben und sinnlose Berichtspflichten hat Sie ihren Humor nicht verloren. Wir sprachen mit Angelika Hießerich-Peter, der Bundesvorsitzenden des Liberalen Mittelstandes e.V. über Staub abklopfen, von vorne beginnen und warum wir noch einen weiten Weg vor uns haben.




Angelika Hießerich-Peter I Bundesvorsitzende I Liberaler Mittelstand e.V. – Bundesvereinigung I Foto: Liberaler Mittelstand e.V. – Bundesvereinigung



Weserwirtschaftsforum: Guten Tag Frau Angelika Hießerich-Peter, zunächst einmal, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit genommen haben. Ich fange mit dem Thema Bürokratie an. Ist Bürokratie ein Freund des Mittelstandes?

Angelika Hießerich-Peter: Sie appellieren mit dieser Frage an meinen Humor. Im Zusammenhang mit Bürokratie kann man aktuell nur zum schwarzen Humor greifen. Die Bürokraten umarmen uns derart ‚freundschaftlich‘, dass uns Mittelständlern bald die Luft ausgeht. Sinnlose Berichtspflichten, Normen, die jenseits jedes Realitätsbezugs liegen – gerade die Kollegen des Baugewerbes können ein Lied davon singen. Die Gastronomie leidet unter Personalmangel, aber die Bürokraten tun alles dafür, um die Einstellung von Mitarbeitern aus Nicht-EU-Ländern zu behindern. Landwirte, die letztendlich auch Mittelständler sind, verbringen mehr Zeit mit dem Verfassen von Berichten als auf dem Traktor. Genug geschimpft. Wir brauchen dringend in allen Bereichen der KMU eine massive Entrümpelung der Vorschriften! Auf allen Ebenen, von der kommunalen bis zur europäischen. Schon wenn man die immer wieder verlangten Mehrfachauskünfte vermeiden könnte, wäre dem Mittelstand geholfen.


Weserwirtschaftsforum: Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist bekanntlich der Mittelstand. Die FDP ist zum zweiten Mal nach der Nachkriegsgeschichte nicht im Deutschen Bundestag vertreten. Ist Deutschland noch das Heimatland des Mittelstandes?

Angelika Hießerich-Peter: Ich glaube, dass den meisten Menschen die Bedeutung des Mittelstandes nicht bewusst ist. Medial steht die Großindustrie im Fokus. Dass die wahren Stützen der deutschen Wirtschaft aus eher kleinen Betrieben kommen, wird nicht ausreichend kommuniziert. Beispielsweise kann sich im Maschinenbau ein sogenannter Hidden Champion, ein mittelständischer Weltmarktführer, schon hinter der nächsten Straßenecke verbergen. Wir müssen es uns auch selbst anrechnen, in den letzten Jahren als Mittelständler nicht lauter und vor allem aktiver gewesen zu sein. Innerhalb der „Ampel“ hat die FDP, als die Mittelstandspartei, viel zu lange zu den ideologischen Irrwegen der Grünen und zur Sozialromantik der SPD geschwiegen. Die CDU hat für ihr – mittlerweile mehrfach gebrochenes –

Versprechen einer soliden Haushaltspolitik ausreichende Wählerstimmen erhalten, zu Lasten der FDP. Ja, es stimmt, der Mittelstand kam im Wahlkampf nicht genügend vor – mit der Folge, dass er jetzt in der Bundespolitik keine Stimme hat.

Weserwirtschaftsforum: Hohe Energiekosten, zunehmende Steuerbelastung, keine Fachkräfte, demografischer Wandel und Abwanderung von jungen Talenten – die Sorgenliste des Mittelstandes ist lang. Das sind alles Ergebnisse von alten Denkmustern in der Vergangenheit. Welche Denkweisen brauchen wir für die Zukunft, damit der Mittelstand wieder gestärkt wird?

Angelika Hießerich-Peter: Vereinfachung, Verschlankung und gezielte Förderung. Eine Verfahrensbeschleunigung ist auf allen Ebenen geboten. Auftragsvergaben der öffentlichen Hand müssen erheblich vereinfacht werden.Als Mittelstand wünschen wir uns eine Verwaltung, die Genehmigungen mit modernen Technologien, idealerweise unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die effizient gestaltet und für die bessere Steuerung von Projekten sorgt. Universitäten und andere akademische Einrichtungen, bisher auf die Großindustrie fixiert, sollten sich mittelständischen Bedürfnissen öffnen – zum Nutzen beider Seiten. Deutschland muss seine Infrastruktur modernisieren, sodass es wieder ein attraktiver und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort wird. Das würde unternehmerisches Engagement und privatwirtschaftliche Investitionen anstoßen und damit den Strukturwandel zu neuen Betrieben und Dienstleistungen fördern.


Weserwirtschaftsforum: 2023 haben in Deutschland rund 176.000 Unternehmen geschlossen – 2,3 % mehr als im Vorjahr. Experten warnen vor einem stillen Unternehmenssterben, besonders im Mittelstand. Gründe sind u.a. hohe Kosten, Fachkräftemangel und Bürokratie. Steckt der deutsche Mittelstand in einer tiefen Krise – und wie lässt sich der Trend stoppen?


Angelika Hießerich-Peter: Hier gelten die gleichen Antworten wie bei ihrer vorhergehenden Frage. Es kommt aber noch etwas anderes dazu – wir müssen klar machen, dass das Unternehmertum ein Wert an sich ist. Eigene Verantwortung, eigene Entscheidungen treffen, seine ureigenen Ideen umsetzen – Freiheit als Aufgabe. Unternehmertum sollte in einem Land, das Innovativ sein will, ein Wert an sich sein.

Dies darzustellen ist eine schwierige Aufgabe in Zeiten von Genderstudies und dem Glauben an ein linkes Wolkenkuckucksheim. Selbstständigkeit und Unternehmertum müssen von jungen Menschen adäquat zur abhängigen Beschäftigung gesehen werden. Dafür muss aber auch unser verkrustetes Bildungssystem runderneuert werden – so werden Berufsschulen aktuell sträflich vernachlässigt. Bildung ist die Grundlage jeden Erfolgs und jeder selbstbestimmten Zukunft.

Weserwirtschaftsforum: Studien zeigen, dass es eine steigende Tendenz junger, gut ausgebildeter Menschen gibt, die Deutschland verlassen. Rund 210.000 Hochqualifizierter jährlich. Was müssen wir tun, damit Deutschland für die Einheimischen und internationale junge Talente wieder attraktiver wird?


Angelika Hießerich-Peter: Der Dreh- und Angelpunkt ist die Entbürokratisierung Deutschlands. Bisher sind alle Versuche, ausländische Fachkräfte anzuwerben, im Großen und Ganzen gescheitert. Monatelange Wartezeiten und ein Papierkrieg, der eher der Abschreckung als der Anwerbung dient, schrecken ab. Analog gilt das auch für die jungen deutschen Fachkräfte. Wer hierzulande etwas außerhalb der “Verwaltungsdenke” werden will, hat kaum eine Chance. Allerdings sind daran nicht nur die Bürokraten schuld, sondern in einem besonders starken Maß auch die Banken, die jede Geschäftsidee zunächst mal negativ beurteilen. Pure Übervorsicht und Ideenlosigkeit, statt Innovationen. Wer scheitert, bekommt in Deutschland keine zweite Chance. Aufstehen, sich den Staub abklopfen und nochmal von vorne anfangen, wird bei uns nicht als Tugend gesehen. Gescheitert ist gescheitert – angelsächsische Länder sind gegenüber Neuanfängen “open minded”. Eine Kultur, die auch wir dringend brauchen. Es kommt hinzu, dass es in Deutschland keinen privaten Sinn für Risikokapital gibt. Fazit: Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

Weserwirtschaftsforum: Frau Angelika Hießerich-Peter, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.


Das Gespräche führte Joel Cruz

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