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Colette Boos-John

Eine Mehrheit bekommen


Ein Teil von Thüringen gehört auch zur Weserregion. Der Abbau von Bürokratie ist nur ein Sorgenkind. Was ist der Unterschied zwischen einer Unternehmerin und Wirtschaftsministerin? Wir sprachen mit Wirtschaftsministerin des Landes Thüringen Frau Colette Boos-John.



Colette Boos-John I Wirtschaftsministerin des Landes Thüringen I Foto: TMWLLR/Christopher Schmid


Weserwirtschaftsforum: Frau Wirtschaftsministerin Colette Boos-John, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Was ist der Unterschied zwischen einer Unternehmerin und einer Wirtschaftsministerin?


Colette Boos-John: Als Unternehmerin treffen Sie Entscheidungen, und wenn Ihr Unternehmen am Ende schwarze Zahlen schreibt, haben Sie alles richtig gemacht. Als Ministerin kündigen Sie an, welche Entscheidungen Sie treffen möchten, dann müssen Sie die eigenen Leute, den Koalitionspartner, die Opposition überzeugen, es gibt Verbändeanhörungen, der Rechnungshof wird einbezogen, und am Ende entsteht ein Kompromiss, von dem Sie möglicherweise nicht mehr vollständig überzeugt sind,
für den Sie aber, wenn alles gut geht, eine Mehrheit bekommen. Dagegen ist im Grunde auch nichts einzuwenden, denn meistens betreffen politische
Entscheidungen einfach eine viel größere Zahl von Leuten in unterschiedlichen Situationen – und das will alles sehr genau bedacht sein. Insofern spricht auch nichts gegen diese Vorgehensweise, im Gegenteil – sie bildet den demokratischen
Gedanken ab. Ein Unternehmen ist eben nicht die gesamte Gesellschaft, sondern eine Ein-Zweck-Organisation. Deswegen kann die Ministerin auch nicht einfach „durchregieren“, die Unternehmerin schon. Aber ich gebe zu: Daran musste ich mich
erst gewöhnen.


Weserwirtschaftsforum: Die Betriebe in Thüringen stehen vor großen Herausforderungen wie hohe Energiekosten, digitale Transformation und hohe Zölle? Wie können Unternehmen in Thüringen gestärkt werden?


Colette Boos-John: Als Landesregierung konzentrieren wir uns auf drei Punkte: gute
Standortbedingungen, effektive Förderanreize und die Beseitigung von Bürokratie – und letzteres heißt nicht zuletzt: eine Verwaltung schaffen, die sich als Dienstleister, nicht als Aber natürlich ist ein Bundesland wie Thüringen kein autonomer Raum, nicht alles können wir hier selbst entscheiden. Die von Ihnen angesprochenen Energiepreise

– die aus meiner Sicht weiter ganz oben auf der To-do-Liste der Bundesregierung gehören –, viele Steuern und Abgaben oder die US-Zölle sind Themen, für die die Entscheidungskompetenz auf Bundes- oder sogar EU-Ebene liegt. Genauso sind die kriselnden Sozialsysteme ein Thema, bei dem der Bund aktiv werden muss. Da reden wir als Länder mittelbar über den Bundesrat oder die Ministerkonferenzen mit und machen Vorschläge, aber Entscheidungen müssen dann in Berlin oder Brüssel getroffen werden.


Weserwirtschaftsforum: Stichwort Bürokratie. Viele wollen Bürokratieabbau, aber gefühlt nimmt es eher zu. In manchen Kreisen hat man das Gefühl, dass Bürokratie zu einer Religion geworden ist. Ist Bürokratie ein Freund der Wirtschaft?


Colette Boos-John: Interessante Frage. In ihrer momentanen Form ist die Bürokratie sicherlich eine der größten Wachstumsbremsen, die wir in Deutschland haben. Ich war gerade auf meiner Sommertour bei vielen Unternehmen im Land unterwegs, übrigens auch bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben. Da bekommt man einen guten Eindruck, wo die „bürokratische Fußfessel“ so alles drückt – von den Arbeitszeitbestimmungen über Statistik- und Erfassungspflichten oder das Bau- und Vergaberecht bis zu Verwendungsnachweisen für Fördermittel – überall werden vor den Unternehmen Hürden aufgetürmt, die ihnen Bewegungsfreiheit nehmen und an der Lösung der eigentlichen Probleme hindern. Aber um einen etwas differenzierten Blick auf die Sache zu werfen: Zur ganzen Wahrheit gehört natürlich auch, dass man auf Verwaltungsentscheidungen, auf Förderbescheide in Deutschland vertrauen kann. Das sind Rechtsakte, die verlässlich und verbrieft sind. Das ist keinesfalls überall auf der Welt so. Und ich war schon in vielen Ländern auf der Welt unterwegs.


Weserwirtschaftsforum: Global steigt die Einwohnerzahl der Menschen auf der Erde. Es werden bald 9,7 Milliarden Menschen auf der Welt sein und wir haben mit Jugendabwanderung, Fachkräftemangel und zunehmend alternder Gesellschaft zu kämpfen. Was muss getan werden, damit Thüringen ein attraktiver Lebens- und
Wirtschaftsstandort bleibt?





Colette Boos-John: Wie schon gesagt: Wir können ein einzelnes Bundesland nicht ganz losgelöst von dem Raum drumherum – von Deutschland oder Europa – betrachten. Wenn Sie mich aber unabhängig von solchen politischen Entscheidungsebenen fragen, was getan werden werden muss, dann sage ich: erstens, wieder mehr Marktwirtschaft, weniger staatliche Überregulierung; zweitens, bezahlbare Energiepreise stattenergiepolitischer Sonderwege; drittens, wirksamer Bürokratieabbau stattAusweitung des Staatssektors; und viertens, Vorfahrt für Zukunftsinvestitionen statt mehr Konsum und immer weiter steigende Sozialabgaben. Das ist mein Fahrplan, und ich behaupte, damit würde nicht nur Thüringen, sondern ganz Deutschland ein attraktiver Lebens- und Wirtschaftsstandort bleiben.


Weserwirtschaftsforum: Eine persönliche Frage, Sie stehen vor einer Gruppe junger Menschen, die ihren Lebens- und Karriereweg noch vor sich haben. Welche
wertschöpfenden Tipps und Ratschläge würden Sie der Jugend auf ihrem Weg in die
Zukunft mitgeben wollen?


Colette Boos-John: Auf solche Ratschläge wartet die Jugend ja eher nicht. Aber wenn Sie schon fragen. Eine meiner Grundüberzeugungen lautet: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“. Will heißen: Wenn ich etwas wirklich will, dann sollte ich versuchen, all mein Tun und meine Vorstellungskraft danach auszurichten. Dabei lernt man dann auch sehr schnell, dass es auf dem Weg dahin viele Hügel und Täler gibt. Bei Problemen und Hindernissen nicht gleich das Handtuch zu werfen, das ist gleich das zweite wichtige Learning. Insofern könnte man den Satz vom Anfang ergänzen mit: „Der Weg ist auch ein Ziel“. Das drückt aus, dass auf dem Weg zu unseren Zielen, selbst wenn wir sie nicht sofort erreichen, doch ein Vielfaches an Erfahrung entsteht, das uns hilft, besser zu werden und dann eben beim nächsten oder übernächsten Mal erfolgreich zu sein. Nicht gleich aufgeben, seinen Traum kontinuierlich verfolgen, Rückschläge als „Lernhilfen“ sehen und in Erfolge umwandeln – das macht einen erfolgreichen Lebens- und Karriereweg aus.


Weserwirtschaftsforum: Frau Wirtschaftsministerin Colette Boos-John, danke für das Gespräch.


Das Gespräch führte Joel Cruz

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