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Dr. Matthias Fonger

Den Unternehmen wieder
mehr Freiraum geben



Eigentlich müsste man schon fast die IHK in Bremen und Bremerhaven als eine Art „Maritime IHK“ betrachten. Wir sprachen mit dem Bremer IHK-Chef Dr. Matthias Fonger über die Weserufer, Fischereihafen, Kreuzfahrtterminal und Wasserlage an die Fußgängerzone – und warum 60 Prozent der Unternehmen derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können.



Dr. Matthias Fonger I Hauptgeschäftsführer I IHK – Industrie- und Handelskammer Bremen und Bremerhaven I Foto: IHK Bremen und Bremerhaven


Weserwirtschaftsforum: Herr Dr. Matthias Fonger, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit nehmen. Ich möchte gerne mit einer weltpolitischen Frage beginnen. Die US-Administration ist derzeit auf einem protektionistischen Pfad. Wie reagiert die Bremer Wirtschaft darauf?


Dr. Matthias Fonger: Im Moment ist es für uns alle schwer einzuschätzen, wie sich die USA in der Zollfrage verhalten werden. Bei den Unternehmen herrscht daher in dieser Frage Vorsicht. Je nachdem, wie es mit US-Zöllen und Gegenzöllen weitergeht, werden auch viele Unternehmen ihre bisherigen Handelsbeziehungen und Lieferketten überdenken. Das ist kurzfristig herausfordernd für sie, keine Frage. Eine Studie, die wir als Handelskammer beim Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut HWWI in Auftrag gegeben haben, hat aber gezeigt, dass sich die Unternehmen in Deutschland und auch in Bremen selbst in einem Extremszenario mit massiven
Auseinandersetzungen zwischen den USA und China über einen Zeitraum von zwei Jahren gut anpassen können und die Auswirkungen der protektionistischen US-
Maßnahmen weit weniger gravierend sein könnten als befürchtet. Bemerkenswert ist
an den Studienergebnissen, dass die gravierendsten negativen Auswirkungen die USA selbst treffen. Das zeigt, wie wenig ökonomische Logik hinter der aktuellen Politik steht. Die EU sollte sich daher ruhig sehr wehrhaft zeigen, gleichzeitig aber
weiterhin auf einen konstruktiven Dialog setzen. Die Europäische Union muss jetzt den EU-Binnenmarkt stärken und durch den Abbau von Handelshemmnissen und
praktikable Freihandelsabkommen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene sichern. Nur ein starkes, geeintes Europa wird in der Lage sein, Stabilität und Wachstumschancen für Wirtschaftsstandorte wie Bremen zu gewährleisten.


Weserwirtschaftsforum: Sie sind auch für Bremerhaven zuständig. Neben Leerstand findet man auch zahlreiche Ecken und Orte, an denen man nur ungern verweilen möchte. Bremerhavens Innenstadt muss sich wandeln. Was gibt es aus Sicht der IHK Bremen und Bremerhaven an Ideen?


Dr. Matthias Fonger: Bremerhaven ist das wichtigste Oberzentrum im Elbe-Weser-Dreieck. Die lange mit einem tiefgreifenden Strukturwandel kämpfende Seestadt entwickelt sich gut. So ist Bremerhaven eine ausgewiesene Wissenschaftsstadt mit einer sehr agilen Hochschule und einer Reihe von großartigen wissenschaftlichen Einrichtungen. Zu nennen sind hier das Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung, die Thünen-Institute für Seefischerei und Meeresökologie, das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme sowie auch das Deutsche Auswandererhaus und das
Deutsche Schifffahrtsmuseum. Die beiden Letztgenannten stehen zusammen mit dem Klimahaus und dem Zoo am Meer zudem auch für die Tourismus-Destination Bremerhaven. Zusammen mit dem starken Hafen- und Logistikcluster besitzt
Bremerhaven also gute Chancen, sich als zukunftsgewandtes Oberzentrum zu behaupten. Hierzu gilt es jedoch, der eigentlichen Innenstadt mehr Leben und Aufenthaltsqualität einzuhauchen.

Als Handelskammer unterstützen wir ausdrücklich die Idee, die Havenwelten mit ihren touristischen Attraktionen in direkter Wasserlage wirkungsvoller an die Fußgängerzone anzubinden. Den Nukleus bildet hierbei die Revitalisierung des brachliegenden Karstadt-Areals.. Ich bin fest überzeugt, dass sich
hieraus enorme weitere Möglichkeiten einer städtebaulichen Entwicklung und
Vitalisierung der Seestadt ergeben – beispielsweise auch bessere Verbindungen vom neuen Werftquartier in die Bremerhavener City. Darüber hinaus sollten auch Querungen zur Wasserkante geschaffen oder auch das Weserufer vom
Fischereihafen bis zum Kreuzfahrtterminal besser erreichbar gemacht werden. In
diese Planungen sollten unbedingt auch eine für jeden erlebbarere Nahmobilität und eine ganzheitliche Verkehrsplanung einbezogen werden.


Weserwirtschaftsforum: Das Lieblingsthema Bürokratie. Anstatt unternehmerfreundliche Maßnahmen werden neue Steuern auf Kosten der Betriebe erfunden – wie zum Beispiel die kommunale Verpackungssteuer. Ist die
bürokratische Belastungsgrenze erreicht oder kann man den Betrieben ruhig noch mehr Bürokratie zumuten?


Dr. Matthias Fonger: Wir brauchen eine grundlegende Veränderung in der Wirtschaftspolitik: Die bürokratischen Belastungen und die Überregulierung müssen entschieden zurückgefahren werden. Die Überlegungen zu einer Verpackungssteuer in Bremen sind da exakt die falsche Richtung. Hier soll an sich gut Gemeintes mit überflüssigen
Regulierungen erreicht werden. Es ginge auch anders. Generell ist wichtig, dass die Bundesregierung den Unternehmen wieder mehr Freiraum gibt und sich darauf
konzentriert, gute Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort zu schaffen. Die zunehmende und immer kleinteiligere Regulierung ist ein erheblicher Standortnachteil für Unternehmen in Deutschland. Da ist allergrößte Eile geboten. Der Bürokratieabbau darf keine Symbolpolitik bleiben. Unternehmen erwarten einen echten Rückbau, nicht nur kleinere Anpassungen. Ich will ein Beispiel nennen: Die Einführung einer europäischen Regelung zur Sorgfaltspflicht in Lieferketten macht das deutsche Lieferkettengesetz überflüssig, weil es deutsche Unternehmen im EU-Wettbewerb benachteiligt. Daher sind wir für eine sofortige Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes. In Deutschland beobachten wir die Tendenz, dass Brüsseler Regelungen durch zusätzliche nationale Vorschriften erweitert werden, die sich dann im Betriebsalltag als besonders problematisch erweisen. Deshalb muss künftig gelten: Alle neuen Verfahrensregeln müssen zunächst einen Praxis-Check unter Beteiligung der Wirtschaft durchlaufen. Um den Zuwachs an neuen Pflichten zu begrenzen, sollte es mindestens eine One-in-two-out-Regel geben, das heißt: Für jede neue Vorschrift müssen zwei alte Vorschriften wegfallen, sowohl in Deutschland als auch bei der EU-Gesetzgebung. Die Politik muss wieder stärker auf unternehmerische Freiheiten setzen und für eine Erneuerung der Sozialen Markwirtschaft streiten. Denn diese hat in den zurückliegenden Jahrzehnten in Deutschland für Wachstum, Wohlstand, Arbeitsplätze und soziale Sicherheit gesorgt.

Weserwirtschaftsforum: Neben hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme und
alternder Bevölkerung macht den Unternehmen der Fachkräfte- und
Nachwuchsmangel zunehmend Sorgen. Welchen Einfluss hat der Fachkräfte-Notstand in Bezug auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe? Und kann die Künstliche Intelligenz und Digitalisierung den Fachkräftemangel und eine alternde Gesellschaft aufhalten?


Dr. Matthias Fonger: In einer der vergangenen Konjunkturumfragen unserer Handelskammer haben wir die Unternehmen gezielt auch zum Thema Fach- und Arbeitskräftemangel befragt. In
der gegenwärtig schwachen Konjunktur und bei zunehmenden Arbeitslosenzahlen ist ja die Frage interessant, wie groß das Thema Fachkräftemangel momentan
trotzdem ist. Und es ist sehr groß, wie das Umfrageergebnis zeigt. Für viele Unternehmen in Bremen und Bremerhaven bleibt es trotz der andauernden wirtschaftlichen Schwächephase schwierig, offene Stellen mit geeignetem Personal
zu besetzen. Knapp 60 Prozent der Unternehmen gaben an, derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können. Und es geht hier nicht nur um die Gewinnung von zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch um die Nachbesetzung für ausscheidende Mitarbeiter. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird in vielen Bereichen für Veränderungen sorgen. Die dringende Suche der Unternehmen nach geeigneten Fachkräften macht aber deutlich, dass der Faktor Mensch nach wie vor maßgeblich ist. Und was die Auswirkungen auf die Innovationskraft eines Standorts betrifft, so muss man ganz klar sagen, dass der Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften einen großen Einfluss darauf hat. Es ist nicht der einzige Innovationshebel, aber ein wichtiger. Für einen innovationsbereiten Wirtschaftsstandort ist auch ein enger Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft bedeutend. Hier hat Bremen allerbeste Voraussetzungen. Und ein weiterer zentraler Faktor ist die Startup-Förderung, die wir in Bremen entschlossen in die Hand
nehmen.


Weserwirtschaftsforum: Stichwort Jugend und Zukunft. Welche Tipps und Ratschläge würden Sie der Jugend auf ihrem Lebens- und Karriereweg mitgeben wollen?


Dr. Matthias Fonger: Eine gute Grundbildung ist für den künftigen Lebens- und Karriereweg immer wichtig. Aber Noten allein sind nicht alles. Für Unternehmen ist es wichtig, dass sie engagierte, interessierte und neugierige junge Menschen bei sich ausbilden können. Und den jungen Leuten kann man mit auf den Weg geben: Schaut auch auf die vielen interessanten Berufe, die es abseits der klassischen Mainstream-Berufsbilder
gibt. Wir haben bei der Handelskammer immer wieder mit Auszubildenden zu tun,
die ihren Ausbildungsplatz jenseits der allgemein bekannten Berufsbilder extrem schätzen gelernt haben und in Tätigkeiten aufgehen, von denen sie vorher kaum etwas gehört hatten. Der Mut, etwas Neues anzupacken und sich darauf einzulassen, ist hier entscheidend.

Weserwirtschaftsforum: Herr Dr. Matthias Fonger, ich bedanke mich für das Gespräch.


Das Gespräch führte Joel Cruz

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