Zum Inhalt springen
  • 05151 - 967 13 26
  • info@wwforum.org
JETZT SPENDEN
  • Infos
    • Über uns
    • Forum Agenda
    • Gremien und Gespräche
  • Themen
    • Kulturwandel & Neue Denkimpulse
    • Young People – Next Generation
    • Women Leadership
    • New Leadership Culture
    • Demokratie und Freiheit
    • New Work
    • Neue Politische Kultur
    • Landkreise in der Weserregion
    • Moderne Einwanderungsgesellschaft
  • Partner
    • Bedingungen und Mitgliedsantrag
    • Spenden Sie Zukunft
  • Projekte
    • Überregionale Projekte
      • WWF-Konferenz 2027
      • Weser Women Leaders
    • Regionale Projekte
      • Make it in Weserbergland
  • Kontakt
    • Impressum
    • Datenschutz
Weserwirtschaftsforum e.V.
  • Infos
    • Über uns
    • Forum Agenda
    • Gremien und Gespräche
  • Themen
    • Kulturwandel & Neue Denkimpulse
    • Young People – Next Generation
    • Women Leadership
    • New Leadership Culture
    • Demokratie und Freiheit
    • New Work
    • Neue Politische Kultur
    • Landkreise in der Weserregion
    • Moderne Einwanderungsgesellschaft
  • Partner
    • Bedingungen und Mitgliedsantrag
    • Spenden Sie Zukunft
  • Projekte
    • Überregionale Projekte
      • WWF-Konferenz 2027
      • Weser Women Leaders
    • Regionale Projekte
      • Make it in Weserbergland
  • Kontakt
    • Impressum
    • Datenschutz

Dr. Oliver Schuegraf

Dort schöpfen Menschen Kraft



Wie verändert KI und Digitalisierung unsere Gesellschaft? Wie gelingt Generationengerechtigkeit? Wie wichtig sind überhaupt christliche Werte noch? Das Weserwirtschaftsforum sprach darüber mit Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe.



Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf I  Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe I Foto: Christian Schwier


Weserwirtschaftsforum: Guten Tag Herr Landesbischof, danke, dass Sie sich für das Weserwirtschaftsforum Zeit genommen haben. Die Welt befindet sich in unruhigen Zeiten und hierzulande ist der gesellschaftliche Zusammenhalt in einer Abwärtsspirale. Hat die Kirche überhaupt noch eine moralische Legitimation?


Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf: Die Kirche hat ihre Legitimation nicht, weil sie „moralische Institution“ ist. Sie sollte nicht als Moralagentur missverstanden werden. Es wäre falsch, wenn ihre Daseinsberechtigung nur darin gesehen wird, für den moralischen Kitt der Gesellschaft zu sorgen Kirche ist vielmehr weiterhin wichtig und relevant, weil sie
aus Menschen besteht, die ihren Glauben leben und christliche Werte wie Vertrauen, Hoffnung und Nächstenliebe in den Alltag tragen. Beim Kirchentag in Hannover erlebte ich, wie tausende Menschen einander in guter und freundlicher Atmosphäre begegneten – ein Gegenbild zur beschriebenen Abwärtsspirale. Erwartungen an die Kirche sind nach wie vor groß, und das ist gut so. Eine Kirche, die nur in guten Zeiten ihren Platz hätte, hätte tatsächlich keine Berechtigung. Gerade in Krisenzeiten kann sie Orientierung geben – durch Trost, Begegnung und durch die Erinnerung daran, dass jeder Mensch unantastbare Würde besitzt. Zugleich ist Kirche eben auch von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen betroffen: Der schleichende Akzeptanzverlust einst selbstverständlicher Institutionen und Organisationen wie Parteien, Schulen, Gewerkschaften, Presse, Politik, selbst Feuerwehr und Ärzten, macht auch vor der Kirche nicht halt. Erfreulicherweise zeigen allerdings Umfragen, zuletzt vor drei Jahren, dass bei Kirchenmitgliedern generell ein größeres Vertrauen in die Gesellschaft besteht. Die Kirche leistet also ihren Beitrag dazu, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.


Weserwirtschaftsforum: Internet, Digitalisierung und künstliche Intelligenz macht viele einsam und führt zur sozialen Isolation und Depression – gerade bei den
Jugendlichen. Das hat auch Einfluss auf die Kommunikationsfähigkeiten,
emotionalen und sozialen Kompetenzen. Wie kann die Kirche diesem Negativtrend
entgegenwirken?


Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf: Wie schmeichelhaft, dass Sie der Kirche zutrauen, eine weltumspannende
Entwicklung, die von den mächtigsten Konzernen des Planeten befördert wird,
einzuhegen! Neue technische Entwicklungen – vom Ackerbau über Buchdruck bis zum Elektromotor – haben das Leben der Menschen stets verändert. Digitalisierung und künstliche Intelligenz gehören ebenso dazu. Wir lernen gerade erst, damit umzugehen. Wir haben 22 aktive Kirchengemeinde und unser Diakonisches Werk in der
Landeskirche Schaumburg-Lippe. Das ist ein wunderbar überschaubares Gebilde
mit kurzen Wegen und direkter Ansprache.

So soll es sein: Kirche und Diakonie als Orte, an denen persönliche Begegnung und menschliche Nähe erfahrbar sind. Dort schöpfen Menschen Kraft aus zweitausend Jahren gelebter Glaubenserfahrung. Nun ist das Christentum durchaus medienaffin und ohne Schrift, Brief und Buch undenkbar. Die Reformation wurde wesentlich durch den Buchdruck geprägt. Ich sehe auch Chancen in den neueren technischen Entwicklungen und viele Gemeinden probieren aus, wie sie kreativ zu nutzen sind. Sie haben in Ihrer Frage Jugendliche hervorgehoben. Ich würde Kinder mit einbeziehen, weil neuere Forschungen nahelegen, dass das reifende Gehirn von Kindern durch zu viel Mediennutzung geschädigt wird. Aber es sind durchaus aus
Erwachsene, die sich im Internet verrennen und isolieren. Wichtig ist, dass wir alle – Kinder, Jugendliche wie Erwachsene – Medienkompetenz entwickeln, um die Chancen digitaler Technik zu nutzen, ohne uns in ihren Risiken zu verlieren. Kirche kann dabei eine unterstützende Rolle übernehmen, indem sie Räume zum Austausch, zur Reflexion und zu echten Begegnungen bietet.


Weserwirtschaftsforum: Immer mehr Menschen und Jugendliche wenden sich von der Kirche und vermutlich auch von den christlichen Werten ab. Über eine Verrohung der Gesellschaft ist die Rede. Wie wichtig sind christliche Werte und Nächstenliebe in Zeiten von Flüchtlingskrisen, Kriegen und politischer Radikalisierung?


Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf: In Ihren Fragen kommen verschiedene Dinge zusammen. Zunächst zu der Frage nach der Relevanz christlicher Werte. Ich hatte ja schon gesagt, dass es unserer Gesellschaft, den Menschen und der Kirche nicht guttut, wenn sie sich in die Rolle einer „Moralagentur“ drängen lässt. In der Kirche soll man es mit Gott zu tun bekommen. Kirche gelingt, wenn Menschen ihr Leben in den Sinnhorizont der christlichen Glaubenstradition stellen. Das hat Folgen: Wenn ich jeden Menschen als ein Geschöpf Gottes betrachte, gehe ich anders mit politischen Krisen um, als wenn für mich allein ein Kosten-Nutzen-Kalkül zählt. Es geht um die Haltung des Menschen, die konkret wird, wenn Menschen sich ins Gesicht sehen, zuhören und Verantwortung übernehmen. Das Christentum hat nie eine heile Welt versprochen, sondern vertraut darauf, dass Gottes Nähe gerade in Krisen- und Umbruchszeiten Kraft gibt. Ich freue mich, wenn ich sehe, wie viele Menschen aus allen Generationen sich aus Lust am Helfen oder einfach aus Menschlichkeit für Menschen einsetzen, die in Not sind.
Thema Verrohung: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Problemanzeige, aber auch eine politische Kampfvokabel. Mir wäre es wichtig, sehr konkret und sehr präzise zu klären, was damit gemeint ist. Geht es um Belästigung und Gewalt gegen
Einsatzkräfte? Geht es um Hass und Häme in der Anonymität des Internets? Geht es darum, dass zahlende Kunden stundenlang Lebenszeit in Warteschleifen verbringen müssen, um Serviceleistungen zu erfragen? Was ist gemeint? Konkrete Probleme brauchen konkrete Lösungen.

Weserwirtschaftsforum: Stichwort demografischer Wandel. Die Bevölkerung wird zunehmend älter und die Schuldenpolitik belastet künftige Generationen. Wie kann man aus Ihrer Sicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt und vor allem die Generationengerechtigkeit bewahren?


Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf: In Gesprächen mit älteren Menschen erlebe ich: Sie haben die jüngere Generation
sehr wohl im Blick. Und jüngere Menschen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn man ihnen den Raum dazu gibt. Generationengerechtigkeit
bedeutet, Verantwortung füreinander zu tragen. Dabei geht es nicht nur um Finanzen und um Demographie. Die Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt. Menschliches Eingreifen hat Folgen für die Zukunft. Klar ist: Schulden werden fällig, die Bevölkerungszahl wird kleiner, das Klima wird sich ändern, Ressourcen werden knapper. Was tun? Ich glaube, dass wir sehr ernsthaft unangenehme und unpopuläre Debatten führen müssen. Ehrlichkeit ist dabei ganz maßgeblich. Dem langfristigen gesellschaftlichen Zusammenhalt ist besser gedient, wenn wir um der Sache willen leidenschaftlich miteinander ringen, als wenn wir Debatten und Entscheidungen vertagen. Da wird es wichtig sein, die Notwendigkeit von Kompromissen herauszustellen und dann auch zu Ergebnissen kommen. Das wird eine enorme Belastungsprobe für unser politisches System werden.


Weserwirtschaftsforum: Welchen Rat oder Tipps würden Sie als Pastor der Jugend auf ihren Lebens- und Karriereweg mitgeben wollen?


Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf: Mit Ratschlägen tue ich mich schwer, will aber gerne eine Erfahrung teilen: Für mich
war es immer am besten, wenn ich das, was ich tue mit, aus Überzeugung und mit
Leidenschaft tun konnte. Wichtig ist nicht nur das Ziel, sondern auch die Art und Weise, wie wir unseren Weg gehen. Was ist der Zweck meiner Arbeit? Für wen tue
ich das? Wie kann ich meinen Beruf so ausüben, dass ich auch den Menschen, mit denen ich arbeite, etwas mitgebe? Die Antwort auf diese Fragen mag jeder für sich selbst finden, aber die Grundlage bleibt immer dieselbe: Es geht darum, mit Herz,
Menschlichkeit und Verantwortung zu handeln. Und noch etwas, ich wünsche mir Menschen, die kritisch fragen, was ihnen im Leben wichtig ist und die noch viel kritischer diejenigen befragen, die ihnen erklären wollen, was wichtig und richtig ist. Wenn ich auf meinen eigenen Beruf schaue: Die Aufgaben und Anforderungen an den Pfarrberuf ändern sich rasant. Dies wird in anderen Berufen ähnlich sein. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir dem Nachwuchs zuhören und lernen, wie die gut ausgebildeten Berufsanfänger mit großer Selbstverständlichkeit die aktuellen beruflichen Herausforderungen
anpacken.

Weserwirtschaftsforum: Herr Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.


Das Gespräch führte Joel Cruz

© 2025 Weserwirtschaftsforum e.V. . Created for free using WordPress and Colibri